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Die „Grüne Mauer“ der Sahara – Afrikas lebendiges Bollwerk gegen die Wüste




Die „Grüne Mauer“ der Sahara – Afrikas lebendiges Bollwerk gegen die Wüste

Ein Kontinent, eine Vision: Wie Afrika mit einem 8.000 Kilometer langen Waldgürtel die Wüste zurückdrängt und Hoffnung pflanzt.


Eine Vision, die Wurzeln schlägt

Afrika steht nicht nur für kulturelle Vielfalt, pulsierende Städte und atemberaubende Natur – der Kontinent ist auch Schauplatz eines der größten ökologischen Projekte der Menschheitsgeschichte: die Große Grüne Mauer.

Stellen Sie sich einen Waldgürtel vor, der sich über 8.000 Kilometer – von Senegal im Westen bis nach Dschibuti im Osten – quer durch den afrikanischen Kontinent zieht. Eine grüne Barriere, geschaffen nicht aus Beton, sondern aus Bäumen, Sträuchern, Gräsern und der Entschlossenheit ganzer Nationen.

Die „Great Green Wall“, wie das Projekt international genannt wird, ist eine Antwort auf eine der drängendsten Herausforderungen Afrikas: die fortschreitende Desertifikation – also die Ausbreitung der Wüste – vor allem am südlichen Rand der Sahara, der sogenannten Sahelzone.


Warum die Wüste wächst – und was das für Millionen bedeutet

Durch Überweidung, Abholzung, klimatische Veränderungen und mangelnde Bewässerung verlieren jedes Jahr Millionen Hektar Land in der Sahelzone ihre Fruchtbarkeit. Die Böden veröden, die Ernten schrumpfen, Wasser wird knapp. Ganze Gemeinden verlieren ihre Lebensgrundlage, was zu Ernährungskrisen, Fluchtbewegungen und sozialen Spannungen führt.

Doch genau hier beginnt die Geschichte der Grünen Mauer – eine Vision geboren aus Not, gewachsen aus Hoffnung.


Wurzeln in der Politik: Der Beginn einer Bewegung

Die Idee einer „grünen Barriere“ ist nicht neu. Bereits in den 1970er Jahren begannen afrikanische Staaten, nach Wegen zu suchen, dem Vormarsch der Sahara zu begegnen. Konkrete Formen nahm die Grüne Mauer jedoch erst 2007 an, als die Afrikanische Union das Projekt offiziell ins Leben rief.

Ziel: Ein 15 Kilometer breiter Waldgürtel, der sich über elf Länder erstreckt – von Senegal bis nach Dschibuti.

Mehr als ein Dutzend Länder sind mittlerweile beteiligt, darunter Nigeria, Mali, Äthiopien, Sudan, Burkina Faso und Eritrea. Finanziert wird das Projekt durch eine Kombination aus staatlichen Mitteln, internationalen Hilfen (z. B. Weltbank, EU, UN) und NGO-Initiativen.


Reelle Erfolge: Wo Bäume gegen die Wüste gewinnen

Senegal – 12 Millionen Bäume und zukunftsfeste Dörfer

Senegal gilt als einer der Vorreiter des Projekts. Seit 2008 wurden dort über 12 Millionen Bäume gepflanzt. In der Region Louga konnte sich die Vegetation auf ehemals unfruchtbarem Boden erholen. Akazienbäume, Moringa, Datteln und Sträucher bieten heute nicht nur Schatten und Bodenschutz, sondern liefern auch Einkommen durch den Verkauf von Gummi arabicum und Heilpflanzen.

Ein Beispiel: Das Dorf Téssékéré hat sich durch die Grüne Mauer wirtschaftlich stabilisiert. Frauen haben Kooperativen gegründet, verarbeiten Früchte und Blätter zu Seifen, Ölen und Tees – nachhaltige Entwicklung in Reinform.

Äthiopien – Millionen Hektar wiederbelebt

Äthiopien hat durch Aufforstung, Terrassierung und nachhaltige Landwirtschaft mehr als 15 Millionen Hektar degradiertes Land restauriert – eine Fläche fast halb so groß wie Deutschland.

Im Hochland von Tigray zeigen sogenannte „Exclosures“ – abgesperrte Gebiete zur natürlichen Regeneration – erstaunliche Wirkung. Innerhalb weniger Jahre kehrt die Biodiversität zurück: Vögel, Insekten, Wildtiere – sogar Quellen beginnen wieder zu fließen.

Nigeria – Wälder gegen Terror und Armut

Im Nordosten Nigerias, einer Region, die stark vom Terror durch Boko Haram betroffen ist, bietet die Grüne Mauer mehr als nur ökologische Vorteile. Hier geht es um Friedenssicherung durch Perspektiven.

In der Region Kano werden junge Männer in der Wiederaufforstung ausgebildet. Sie pflanzen Bäume, pflegen Böden und erhalten dafür Ausbildung und Lohn – eine Alternative zu Radikalisierung, ein Weg zu Stabilität.


Die Grüne Mauer ist mehr als ein Wald – sie ist ein Symbol

Sie steht für Zusammenarbeit über Grenzen hinweg, für afrikanische Eigeninitiative, für die Kraft, aus der Erde neues Leben zu schöpfen. Und sie hat das Potenzial, mehr als 100 Millionen Hektar Land zu regenerieren, 350.000 Jobs zu schaffen und 250 Millionen Menschen direkt zu helfen.


Herausforderungen bleiben – und der Weg ist weit

Natürlich verläuft nicht alles reibungslos. Bürokratie, fehlende Finanzierung, politische Instabilität und Klimawandel stellen das Projekt immer wieder auf die Probe. Laut einer UN-Studie von 2021 sind nur etwa 15 % der ursprünglichen Ziele erreicht worden. Doch statt Stillstand gibt es Anpassung: Der Fokus liegt heute stärker auf nachhaltiger Landnutzung, lokaler Beteiligung und klimafreundlicher Landwirtschaft, nicht nur auf Baumpflanzung.



Foto von Greg Gulik

Fazit: Die Grüne Mauer wächst – langsam, aber lebendig

Was einst wie ein utopischer Traum klang, ist heute eine greifbare Realität: Die Grüne Mauer ist unterwegs. Sie wächst nicht nur in Form von Pflanzen, sondern in Köpfen, Herzen und Gemeinden. Sie bringt nicht nur Grün, sondern Hoffnung – und vielleicht ein neues Kapitel afrikanischer Selbstbestimmung.

Afrika zeigt mit der Grünen Mauer der Welt: Wenn man der Wüste gemeinsam begegnet, kann aus Trockenheit Zukunft erwachsen.


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